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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 01.06.2009


Sister Fa - Sarabah
Tatjana Zilg

Die Hip Hop Queen aus Senegal lebt seit kurzem in Berlin. In ihrer westafrikanischen Homebase ist sie bereits ein Star, ein wichtiges Role Model für junge Frauen und national die ...




... bekannteste weibliche Hip Hop Interpretin.

Sich diese Position zu erobern war für sie nicht einfach, denn auch in Senegal ist die Hip Hop Szene vorwiegend männlich dominiert und zudem passt es nicht unbedingt zur traditionellen Frauenrolle, im Musikgeschäft erfolgreich zu sein. Das ist im Grunde nicht viel anders als in der Hochburg des Hip Hops, den USA, aber dennoch unterscheidet sich der Senerap um einiges vom amerikanischen Ghetto-Sound.
Im Vordergrund steht hier das Aufbegehren gegen soziale Ungerechtigkeit. Parallel zur Musik entsteht dadurch ein Forum, in dem aktuelle Themen kritisch dargestellt werden können und das eine hohe Resonanz bei allen Bevölkerungsgruppen findet.

Sister Fa beschreibt in einem Interview mit Marlene Küster, warum sie den Hip Hop als ihren Musikstil wählte: "Aber was für eine Musik passte zu einer Rebellin wie mir? Der Musikstil Mbalax kam ganz bestimmt nicht für mich in Frage. Da geht es nur um die Liebe. Der Rap dagegen ist die einzige Musik, mit der ich mich ausdrücken, Probleme kommentieren und meine Meinung äußern kann. Ich sehe mich als eine Art Sprachrohr und spreche für diejenigen, die keine Stimme haben." Sie verlässt sich dafür nicht allein auf Sprechgesang und Scratching, sondern bindet Elemente aus dem Afropop und vereinzelt der traditionellen Musik mit ein.

Gleich der erste Song ihres Debut-Albums macht deutlich, dass Afrika ihr Geburtsland ist. In "Milyamba" öffnen sanfte Kora-Klänge auch die Herzen der World Music-LiebhaberInnen für Sister Fas provokativen Stil. Die Kora ist eine Art afrikanische Harfe, für deren Manufaktur einundzwanzig Saiten über einen Kalebassenkorpus gespannt werden. Sister Fa setzt sie im Umfeld eines modernen, elektronisch erzeugten Grundrhythmus ein, der zusätzlich von Djembes (afrikanischen Kelchtrommeln) unterstützt wird. Im Text stellt sie das traditionelle Leben im ländlichen Senegal dem modernen Stadtleben in Dakar gegenüber. Den Fokus legt sie dabei auf die soziale Stellung der Frauen, deren Alltag auf dem Land von harter körperlicher Arbeit geprägt ist während ihnen in der Hauptstadt mehr Möglichkeiten offen stehen.

Sister Fa wirft einen kritischen Blick auf soziale und politische Zustände, macht Veränderungsvorschläge, bezieht sich an anderer Stelle aber auch auf ihre persönliche Biografie. Im titelgebenden "Sarabah" spürt sie dem Verlustgefühl nach, das der frühe Tod ihrer Mutter in ihr auslöste. Sarabah bezeichnet im traditionellen Glauben einen paradiesischen Ort, an dem sich die Menschen nach einem schweren Leben wiedertreffen.

Mit großem Mut engagiert sich Sister Fa gegen die Genital-Verstümmelung, die nicht nur in Westafrika immer noch praktiziert wird. Mit Unterstützung des Goethe-Institutes in Dakar erhob sie während einer Aufklärungstournee unter dem Motto "Education sans Mutilation" in ländlichen Gebieten ihre Stimme gegen den gefährlichen Brauch.

Weiterhören: Stella Chiweshe und Sisters

Sister Fa im Netz: www.sisterfa.com und auf Myspace

AVIVA-Tipp: Sister Fa bricht aus Rollenstrukturen aus, scheut dabei vor Tabus nicht zurück und gehört zu denjenigen Künstlerinnen, denen es gelingt, mit ihrer Musik wirkungsvoll zu unterhalten und gleichzeitig Schritt für Schritt die Welt zu verändern. Zur Freude ihrer Fans und zu ihrer eigenen großen Überraschung wurde sie dafür beim Hip-Hop-Festival in Dakar im Jahr 2005 als "Bestes Nachwuchstalent" ausgezeichnet.

Sister Fa
Sarabah

Label: Piranha, VÖ Mai 2009


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Beitrag vom 01.06.2009

AVIVA-Redaktion